Tango und Gender

Identitäten und Geschlechterrollen
im Argentinischen Tango

Cover: Tango und Gender

18 €
220 Seiten

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Tango und Gender ist ein ausführlich dokumentiertes Werk, das diese Beziehung ohne Tabus oder Zugeständnisse analysiert.

Die Autorin betrachtet das Thema des Gender als Konstruktion, nicht nur von der Perspektive des Tango als Tanz aus, sondern auch seiner Texte und seiner Interpretation, wobei sie ganz deutlich zeigt, wie viel diesbezüglich verschwiegen und verheimlicht wurde.

In diesem Werk können wir sehen, wie der das biologische Geschlecht begleitende Gender (d. h., die kulturellen Rollen, die man den Geschlechtern zuteilt) auf die normativen Paradigmen der Heterosexualität und des Machismo reagiert. Der binarische Gegensatz ‚Mann – Frau‘ ist natürlich nicht der einzige. Da der Argentinische Tango der ‚offizielle‘ Ort par excellence des Machismo und der Heterosexualität ist, kann man folgende Frage stellen: Gibt es eine ‚inoffizielle‘ Welt, die von der heterosexuellen Norm an den Rand gedrängt wurde? Und wenn ja, was hat es mit ihr auf sich? Wenn das Aufspüren der homosexuellen Spuren im Tango auch durch die Tabuisierung und die diskriminierende Haltung gegenüber dem Homosexuellen allgemein erheblich erschwert wird, so gelingt es dem Werk Tango und Gender durch kritisches und minuziöses Lesen der Tangotexte und anderer Quellen doch, überraschende Entdeckungen aufzuzeigen, die offenbaren, dass die homosexuelle Person im Tango keinen offiziellen Platz hat, sondern dass sie im Gegenteil einen Platz ‚geliehen‘ hat wie jemand, der einen Raum mietet. Und sie hat einen sehr hohen Preis dafür bezahlt: den Verlust ihrer eigenen Identität und ihr fast definitives Verschwinden.

Mit Tango und Gender will die Autorin auf die Möglichkeit hinweisen, einerseits die Gender-Rollen zu denaturalisieren und andererseits das Ausgeschlossene, Verleugnete und Verborgene wiederzufinden, um es anschließend aufzuwerten. Von diesem Standpunkt aus ist es letztendlich möglich, im Argentinischen Tango neue Wege der Kommunikation und der menschlichen und künstlerischen Kreation einzuschlagen.

Es wurden die verschiedensten Studien über den Tango angestellt: er ist ein wiederkehrendes Thema in der Wissenschaftsliteratur, in Anekdotensammlungen, in der Musikwissenschaft, in der Geschichte, in der Soziologie. Was noch fehlte, war das Thema des Gender oder, wenn man will, des sexuellen Aspektes, der bisher aus Scham oder aufgrund von Vorurteilen – getarnt als Übersehen oder Vergessen – vermieden wurde.

Das Werk von Magali Saikin füllt diese unübersehbare Lücke mit Objektivität, mit kritischer Genauigkeit und mit Stil – drei Eigenschaften, die dem Leser Respekt zeigen und die er zweifellos schätzen wird. Ab diesem Zeitpunkt wird dieses Buch unentbehrlich für diejenigen sein, die den Tango auch weiterhin als eine vielschichtige Episode der argentinischen Geschichte und ein bemerkenswertes und verführerisches Momentum der westlichen Kunst betrachten.

Blas Matamoro
Herausgeber der Cuadernos Hispanoamericanos